Die spirituellen Lehrer OM C. Parkin und ShantiMayi führen durch das internationalen Wochenende „Meeting with Teachers“ am 25. bis 27. April 2025 im Kloster Gut Saunstorf: „Der Guru – Der große Unbekannte“.
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Sie beantworten uns im folgenden Interview jeweils drei Fragen zum Prinzip des Gurus auf dem Erwachensweg.
OM C. Parkin
OM ist spiritueller Meister, Mystiker und Buchautor sowie Initiator der OM-Stiftung Innere Wissenschaft. Seine Lehre der stillen Tradition gründet auf der östlichen advaita-Tradition (Lehre der Nicht-Dualität) und den Lehren des Integralen Yoga.
1. Wer war/ist dein Guru, und welche Rolle hat er auf deinem Erwachensweg gespielt?
Mein Guru war Gangaji und ihr Lehrer Sri Poonjaji, ein Meister des advaita. Der Guru ist der Vertreiber der Verdunkelung, der Auslöscher des Geistes. Gurus gibt es viele, begrenzte oder auch falsche. Der höchste Guru, der SAT Guru, ist das höchste Prinzip im Bewusstsein, frei von subjektiver Begrenzung. Dieses Prinzip in menschlicher Form inkarniert vorzufinden, ist eine Seltenheit.
2. Braucht ein Schüler des Weges einen Guru, und wenn ja, warum?
Einen SAT Guru brauchen nur sehr wenige, nämlich diejenigen, die diesen Weg zu Ende gehen möchten. Dass ein Schüler auf dem spirituellen Weg geht, heißt ja nicht, dass er erwachen möchte. Um zu erwachen, braucht es den bedingungslosen Einsatz aller Mittel. Dazu sind wenige bereit. Die dazu bereit sind, die brauchen einen.
3. Welche Schwierigkeiten haben insbesondere westliche Menschen in der Annäherung an einen Guru?
Das Ego an sich – nicht nur in westlichen Menschen – ist eine Form der Autoritätsanmaßung. Gegenüber dem SELBST. Die gesamte subjektive Weltenblase, in der jedes Ich lebt, ist auf persönlicher Macht aufgebaut. Persönliches Opfer genauso, wie persönlicher Täter. Diese Machtansprüche will das Ich verteidigen, auch wenn sie auf Lügen basieren, denn sie sichern das Überleben, so glaubt es. Der Schlaf dieser persönlichen Machtansprüche ist in westlichen Menschen besonders stark, denn er ist von der zunehmenden Verweltlichung und der „Individualisierung“ dieser Kultur gespeist. Die Ehrfurcht vor dem Göttlichen geht in der kollektiven geistigen Matrix des Westens verloren. In dieser Situation seelischer Entfremdung haben es westliche Menschen schwer. Reifen Seelen, die wahre Demut entfaltet haben, ist die Annäherung möglich.
ShantiMayi
ShantiMayi wurde in den Vereinigten Staaten geboren, und ihre Reisen nach Indien führten sie zu Füßen von Sri Hansraj Maharajji, ihrem Guru. Als hingebungsvolle Schülerin, die ihrem Meister diente, wurde ShantiMayi die erste Westlerin und die erste Frau, die die Gnade der Sacha-Linie weitertrug.
1. Wer war/ist dein Guru, und welche Rolle hat er auf deinem Erwachensweg gespielt?
Shri Hansraj Maharajji, auch bekannt als Sacha Baba, war/ist mein Meister. Er verstarb im Jahr 2011. Und doch ist er immer noch in mir. Von dem Tag an, als wir uns trafen, waren wir nicht/und sind wir nicht zwei. Und dennoch bin ich ich, und er ist er. Während der Zeit, die wir miteinander verbrachten (dreiundzwanzig Jahre), führte Maharajji mein Herz und mein Bewusstsein durch eine alchemistische Transformation. Ich war bereit, dorthin zu gehen, wo er mich hinführte. Er war (und ist noch immer) das helle Licht meines Lebens. Gleich zu Beginn schenkte er mir diese kostbaren Juwelen: „Lebe so: Sei bewusst und sei Liebe und Weisheit, das wird dich leiten.“
Meine Liebe zu Maharajji war eine intensiv fokussierte Hingabe. Er war und ist meine Welt. Er zeigte mir zuerst, dass Liebe wie der gesamte Raum ist, grenzenlos und absolut gleichmütig. Alles, jenseits jeglicher Beschreibung, wird von Liebe gehalten, so wie das gesamte Universum im Raum gehalten wird. Er bestand darauf, dass ich mir dessen bewusst bin und als das lebe. Er erinnerte mich auch daran, dass ständiges und zermürbendes Denken endlose Täuschungen in alle Richtungen schafft. Ein klarer und ruhiger (stiller) Geist durchdringt die Wolken der Täuschung, und von hier aus kann man wirklich ,sehen‘. Die Weite der Liebe ist die Weite der Weisheit. Weisheit und Liebe erleuchten den ‚Pfad‘ nach innen. Nach innen ist der ‚Pfad‘ zur Selbst- bzw. Gotterkenntnis.
Das ist eines der vielen spirituellen Weisheitsjuwelen, die mein Meister mir vollkommen spiegelte. Ich habe sein Geschenk empfangen, es ist eine immer fortschreitende Reise nach innen und darüber hinaus.
2. Braucht ein Schüler des Weges einen Guru, und wenn ja, warum?
Die Beziehung zwischen Meister und Schüler ist eine höchst ungewöhnliche, keine gleicht der anderen. Jede ist einzigartig, da der Meister dem Schüler dient, um ihn reifen zu lassen und ihn gut auf dem ‚Pfad‘ voranzubringen.
Braucht man einen Guru? Es gibt eine alte Weisheit, die besagt:
„Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Meister.“
Man kann niemals führen, ohne selbst zu folgen. Die Reise führt nach innen, zum Kern dieses Verlangens, wirklich frei von selbstgeschaffenen mentalen und emotionalen Stürmen zu sein.
Der mitfühlende Meister führt den Schüler über die Dualitäten hinaus, wie z. B. Messen, Vergleichen, Urteilen, Projizieren und so weiter. Er befreit den Schüler von den Täuschungen, sich mit diesem oder jenem zu identifizieren und dadurch in einer gefangenen Denkweise festzustecken. Der Meister leitet den Schüler dazu an, diese selbst geschaffenen Fallen zu lösen. Um befreit zu werden, könnte ein williger Schüler tatsächlich einen Guru brauchen, jemanden, der den ‚Pfad‘ kennt.
3. Welche Schwierigkeiten haben insbesondere westliche Menschen in der Annäherung an einen Guru?
Es wäre am besten, nicht zu ‚denken‘, dass es überhaupt irgendwelche Schwierigkeiten gibt, egal ob man aus dem Westen oder Osten stammt. Der ‚Grund‘, warum man sich überhaupt einem Guru nähert, ist, den Meister in sich selbst zu entdecken und dort wahre Einheit zu finden. Ein wahrer Meister und ein wahrer Schüler haben nur eine einzige Bestrebung: Den Schleier der Unwissenheit von den Augen und Herzen des Schülers zu heben. Nach und nach ,sieht‘ der Schüler von innen heraus die göttliche Wahrheit, die im gesamten Universum herrscht.